Mein Rumschleicherfreund, der Naff hat eine schlimme Pfote. Gestern war Frauchen mit ihm im Krankenhaus und er hat Stubenarrest und Medizin verordnet bekommen.
Wahrscheinlich hat der Naff sich geprügelt und nun eine richtig böse Entzündung. Seine kleine Stahltatze ist fast doppelt so dick angeschwollen und er hat ziemlich doll Schmerzen. Das merke ich, weil er wirklich nur auf drei Beinchen durch die Gegend humpelt und wenn er denkt, dass keiner guckt, dann hält er sein Pfötchen in die Höhe und verzieht sein Katzengesicht.
Das schlimmste an der ganzen Angelegenheit ist für den Freigangrumschleicher allerdings der Stubenarrest.
„Ich will raus!“, jammert der Naff immer wieder. Sein Appetit ist ihm ziemlich vergangen, wegen der Schmerzen wahrscheinlich und durch Stress vom Eingesperrtsein im Drinnenzuhause.
„Das ist unmöglich!“, antwortet Frauchen. „Du musst deine Pfote schonen und erst wieder gesund werden. Du kannst ja kaum einen Schritt laufen!“
„Pah, das macht nichts! Das ist nur ein Kratzer!“, entgegnet der Naff tapfer. Aber Frauchen bleibt unnachgiebig und die Tür zu!
Es ist Zubettgehzeit und Frauchen zieht ihr Schlaffell an. Es ist ein bisschen stickig, aber wir können kein Fenster aufmachen, damit der Naff nicht ausbüxt. Auch nicht einen kleinen Spalt oder so gekippt, weil es zu gefährlich ist. Der freiheitsliebende Kater würde alles versuchen, sich da durch zu quetschen und das kann tödliche Verletzungen geben.
Naja, so kuscheln wir uns also ins Bettchen. Frauchen macht es dunkel und dann fallen uns die Äuglein zu.
Ich werde wach als ich plötzlich ein Geräusch höre. Meine kleinen Spitzöhrchen lauschen in die Dunkelheit.
„Ja, das könnte klappen… so wird es gehen….!“, höre ich den Naff murmeln.
Ich schleiche mich vorsichtig aus dem Bettchen heraus und gehe gucken, was mein Katzenfreund da macht. Ich finde ihn nachdenklich vor dem höchsten Regal. Er schaut immer wieder an dem Möbeldings hinauf und murmelt etwas. Schließlich nickt er entschlossen.
„Was machst du denn da?“, will ich wissen?
„Ich werde Frauchen beweisen, dass es mir gut geht und ich topfit bin. Ich werde eine Expedition zum Mount BiLLY wagen. Wenn ich den Gipfel erklommen habe, wird Frauchen einsehen, dass ich kein Stubenarrest mehr haben muss!“
„Hui, das ist ja aufregend“, rufe ich freudig. „Darf ich mit zur Exiputation… äh.. das, was du da machst?“
„Nein Yona, das geht nicht. Aber du kannst hier im Basislager warten und den Funk abhören. Dann warnst du mich, falls ein Sturm aufzieht oder so.“
„Ähm ja… okay“, murmele ich und zucke mit den Schultern. So richtig habe ich meine Aufgabe nicht verstanden, aber der Naff fängt schon an, den Mount BILLY zu besteigen. Immer wieder höre ich, wie er „Autsch“ und „Mist“ flucht. Er tastet sich vorsichtig auf drei Beinchen voran, immer höher und höher.
Ich schaue gespannt zu. Und dann tatsächlich… mein Katzenfreund ist auf dem Gipfel angekommen.
„Ich habe den Mount BILLY bezwungen!“, brüllt der Naff zu mir herunter. „Schnell, hole jetzt Frauchen, damit sie mich bewundern kann.“
Ich will gerade losflitzen und Frauchen wecken, da sehe ich wie mein Fellfreund ins Straucheln gerät… Der Naff versucht noch sich an irgendetwas festzuhalten, aber dadurch löst er wohl eine Lawine aus und saust mitsamt dem Krempel den Mount BILLY herunter. Es poltert und kracht und die Katze schlägt auf dem Boden auf. „Auuuuuuu!“, schreit der Naff und rappelt sich aus all den Dingen, die er vom Gipfel mitgerissen hat, auf.
„Was ist denn hier los?“, ruft Frauchen und macht es hell im Drinnenzuhause. Verwirrt guckt sie mich an. Ich hebe schnell meine Pfötchen und sage: „Ich war’s nicht!“
„Du meine Güte! Naff! Was ist denn hier passiert? Bist du verletzt?“ Frauchen hebt den Kater hoch und der hat ein Tränchen im Gesicht.
„Was hast du denn auf dem Regal gemacht?“, will Frauchen wissen und streichelt das Katzenköpfchen.
„Mir ist so furchtbar langweilig hier drinnen und ich wollte den Mount BILLY besteigen, damit du siehst, dass ich schon gesund genug bin, um wieder nach draußen zu dürfen!“, schnieft der kleine Naff.
„Mount BILLY…?!“ Frauchen lacht und verdreht ein bisschen die Augen. Der Kater kriegt so einen Schmatz auf die Stirn, bevor er liebevoll auf den Boden gesetzt wird.
„Du hast alles vom Regal herunter gerissen, aber Hauptsache ist ja, dir ist nichts weiter passiert. Jetzt geh’ schlafen, damit dein Pfötchen schnell wieder heilt“.
Comments